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02. Feb 2015 255

Gib dem Buckel Futter

oder Die Reziprozität von Leidenschaft und Ergebnis bei Winterrallyes.
Die Woche vor der Schneeberg Winter Trophy 2015 ließ sich wettertechnisch positiv an, denn es schneite – zumindest in den oberen Regionen. Und am Freitag davor gab es so etwas wie Schneeregen als Draufgabe.

It’s Buckel time: Eigentlich sollte unser 320er BMW fahren, aber der liegt mit Kopfschaden auf der „Intensivstation“ und außerdem hat nur der Buckel die altvaterischen, jedoch bei Eis unverzichtbaren „Genagelten“, sprich Spikereifen. Und mit Benzinkanister, Schneeketten und sonstigem Zeug im Heck hat er im Ernstfall eine deutlich bessere Traktion als der Bayer!

Dass bei der Anreise gleich nach der ersten Kurve das linke vordere Kotdackerl davonhängt und vom verbliebenen Blechtreiber kurzerhand befreit werden musste, und wir die richtige Autobahnausfahrt vor lauter Tratschen versäumten, nimmt uns nicht die gute Laune.  Wir tanken auch – der Empfehlung der Veranstalter folgend – den Buckel noch knapp vor dem Start voll, fahren die Referenzstrecke und philosophieren über den zu erwartenden Schlupf. Ein erfahrener, erfolgreicher Kollege meint, er rechnet mit 1%. Hm, wir fahren mit 6 Promille zumal wir die Referenzstrecke auch schon ziemlich flott fuhren und die Zahnräder entsprechend umgebaut hatten.

Das Wetter versprach schön zu werden und 22 Teams gingen an den Start der 268,5 km langen Rallye.  Die Streckenführung war ansprechend und hervorragend ausgewählt und führte uns gefühlte 75% bis 80%  über Schnee und Eis. Abseits von starkbefahrenen und gesalzenen Straßen ging es vom Schneeberg in die Bucklige Welt, wo man heute noch Strecken „wie damals“ findet. 
Die erste Schnittprüfung war erwartungsgemäß mit einem Schnitt  von 43,74 km/h nichts zum Trödeln für unseren Buckel und leider erwischte uns der Lichtschranken nach einer bergauf Strecke kalt am falschen Fuß. Mist, gefühlte 4 Komma etwas Sekunden waren dann 5,52 Sekunden zu spät. Egal, denn es gilt wie immer die oberste Prämisse: Auto und Besatzung kommen heil an. Und es ging zügig weiter, denn die Zeitvorgaben waren sportlich, aber fair.  Ein sehr, sehr zügig fahrendes Team schoss dann auch, zum Glück sanft, einen leichten Abhang hinunter in den Tiefschnee, konnte aber heil geborgen werden. Die wechselnden Bedingungen zwischen nass, schneeig griffig, eisig und matschig-seifig waren eine besondere Herausforderung, zumal die Bedingungen zwischen Nordlagen und Südlagen, Wald und offener Strecke ständig wechselten. Ein, zweimal war ich mir nicht sicher, ob das ausbrechende Heck den Schneestecken auch wirklich dort belässt, wo er hingehört. Auch manch forsch angefahrene Kurve war grenzwertig. Beim Buckel kommt erschwerend hinzu, dass die Trommelbremsen je nach Wetter (nass, kalt, warm gefahren, salzig) so ihre Launen haben, sodass zu früh blockierende Vorderbremsen immer wieder für asymmetrische Überraschungen sorgten.

Die Bergprüfung auf einer gesperrten!!! Strecke war schon sehr cool. Dennoch legten wir die erste Fahrt langsamer an, um für das zweite Mal ein wenig Reserven zu haben, denn man weiß ja nie. Bingo: bei der zweiten Runde, ca. 1 Stunde später hatte es angezogen und es war A-glatt, sodass wir in der letzten Kurve Mühe hatten, die „Räder auf den Boden“ zu bringen: 1,5 Sekunden aufgerissen. Wenn man die Ergebnisse insgesamt so anschaut, wurden nicht nur wir überrascht. Einige blieben sogar hängen, sodass sie die nachkommenden Autos leider behindert wurden. Diesen Teilnehmern mussten die Zeiten zugeteilt werden, damit es zu einer Wertung kam. 
Weiter ging‘s! Der Blick auf die Tankuhr ließ nichts Gutes erahnen. Hm,  bei der nächsten ZK muss getankt  und für die letzten Nachtkilometer die Weit- und Breitstrahler abgedeckt werden. Viel Zeit war nicht, sodass wir vielleicht 7 Liter aus dem Kanister leeren konnten. Wird reichen! Also ab. ZK on time und weiter geht es durch die Dämmerung.

Die letzte SP war weitgehend schneefrei, sodass unsere Überlegung, ohne zusätzliche Korrektur zu fahren, passte. Etwas gar zu flott durcheilten wir den Lichtschranken mit einer Abweichung von -1,84. Gefühlt waren wir ganz gut unterwegs und nachdem wir alle ZKs und alle PK´s erreichten, waren wir zuversichtlich, einen Platz im Mittelfeld zu ergattern. Denkste: der normalerweise lebhaft pendelnde Tankzeiger war schon wieder verdächtig ruhig. Beunruhigt berieten wir ob der knappen Zeit zur Zieleinfahrt, was wir tun sollten. Stehen bleiben und tanken, oder spekulieren, ob es sich ausgeht. Es wird sich ausgehen, war ich überzeugt und so fuhren wir flott weiter bis, ja bis der Motor 2 km !! vor dem Ziel spotzte und der Buckel nicht mehr wollte. Noch 4 Minuten, also rasch aussteigen, nachtanken. Mist, finster wie in einem Tunnel - i siach nix!  - wo ist das Tankschloss, wo die Taschenlampe, - sinnigerweise im Kofferraum - Hektik bricht aus. Nachdem es wieder gefroren hatte, rutschte meine Beifahrerin beim Aussteigen auch gleich mal ordentlich aus, was neben dem Schmerzen die Situation nicht gerade deeskalierte. Zwischenzeitlich ist das Team Manfred und Florian Kreil mit dem Nissan Sunny 1,6 SLX stehen geblieben, um uns Hilfe anzubieten. Das war auch notwendig, denn meine Beifahrerin kam nicht mehr auf die Beine und mit meinen kaputten Bandscheiben war ich keine große Hilfe. Aus der Distanz gesehen, hätten wir eine perfekte Vorlage für einen Slapstick Sketch abgegeben.  Gut, schnell die restlichen 2,5 bis 3 Liter getankt, es müsste sich noch ausgehen! Starten und….. nix. Der Vergaser hatte das Benzin leergesaugt und damit auch zu viel Luft erwischt. Der Buckel wollte par tout nicht mehr anspringen. Also wurde der PV 544 wie ein Kadaver ins Ziel geschleppt und wir kassierten 60 Strafpunkte für 6 Minuten zu späte Einfahrt. (Ein dickes Dankeschön noch einmal an die beiden Helfer!!) Platz 17 von 21. In der berühmten hätti-wari-Wertung wäre sich ohne dieses Missgeschick zumindest Platz 11 ausgegangen. Immerhin!
Was lernen wir daraus: Gib dem Buckel rechtzeitig Futter, denn in der Mittagspause wäre mehr als genug Zeit gewesen!

Sosehr wir die Winterrallyes lieben, es passieren uns immer wieder Missgeschicke. Bei der Ice&Snow dieses Jahr ist der Zylinderkopf unseres 320er BMW bereits am Start in die ewigen Jagdgründe eingegangen, und nun das. Von unseren Missgeschicken bei den Leiben Nights – über die ich ja berichtete – gar nicht zu reden.

Zuletzt ein dickes Lob an die Veranstalter: eine tolle, flotte und faire Rallye, mit guten Sonderprüfungen und einer sehr schönen Strecke,  und das alles zu einem Hierzulande fast unschlagbaren Preis. Chapeau! Im Wissen, wieder einmal etwas dazu gelernt zu haben, freuen wir uns schon auf die Sommerausgabe der Schneeberg Trophy und auf die nächste Winterrallye sowieso!!
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Kommentare

MFPmotorsport
03. Feb 2015

Hallo
Haben euch gerne geholfen, so wie alle anderen sicherlich euch auch geholfen hätten. Gerade bei Winterrallyes ist der Zusammenhalt im Teilnehmerfeld wichtig. Danke für die lobende Erwähnung.
Team
MFPmotorsport
Manfred & Florian Kreil

rost
03. Feb 2015

Ihr tolles Rallyeteam,
WOW Solche Berichte schreibt das Leben oder das Team HAGI BÄR !! Es war ja meine erst 3. Winterrallye aber die erste als Co von einem der Besten Fahrer,und so schnell kommt das nicht mehr !!!!:-))))) aber mir fehlen einfach die Worte! (und das heisst etwas) und ich bin froh, dass ihr dabei ward und solche Berichte samt Bilder schreibt. Alleine wegen der Texte würde ich mir die ewige Eiszeit wünschen, um jede Woche so etwas zu lesen !!Trotz aller Lobeshymnen wie Ihr Euren Buckel aushungert grenzt fast an Tierquälerei.
:-))) Danke an Euch und Ja es war SAUGEIL !!!!

Jag68
04. Feb 2015

Danke für die Blumen :-) Sowohl das Fahren, als auch das darüber Schreiben macht großen Spaß! Für uns zählt die Freude am Fahren, und wenn man sich selbst und sein Tun nicht zu ernst nimmt, kann man befreit und launig darüber berichten!

MFPmotorsport
05. Feb 2015

schon gesehen ? schaut gut aus.

http://www.motorline.cc/classic/2015/Wintertourenfahrt-des-MSC-Gamma-Racing-Klassisch-angasen-193987.html

Jag68
05. Feb 2015

Hey, cool! Danke! Hatte ich noch nicht am Radar! Tolles Foto ;-)

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